Le Port: Eine Arbeitersiedlung wird zur Stadt

Strategische Gründe gaben den Ausschlag, warum der Ort La Pointe des Galets 1878 gegründet wurde: Es handelte sich zunächst nur um eine Siedlung, in welcher die Arbeiter wohnten, die den neuen Hafen der Insel bauen sollten. Man wählte als Standort den Norden von Réunion, weil Mauritius 1830 zu England gehörte. Diese Insel konnte also von französischen Schiffen nicht mehr als Zwischenhalt genutzt werden.

Hintergrund: Der ewige Konflikt zwischen den Rivalen wurde von den europäischen Großmächten auch in die Kolonien getragen. Die Wurzeln dafür reichen Jahrhunderte zurück: William der Eroberer, der 1066 England eroberte und vereinigte, stammte aus der Normandie. In der Folge waren die englischen Könige dem französischen Herrscher einerseits gleichgestellt, wegen ihrer zahlreichen Besitzungen in Frankreich diesem jedoch lehenspflichtig. Im Hundertjährigen Krieg wurden die Engländer vom europäischen Festland vertrieben, die Rivalität setzte sich jedoch ähnlich wie im Kalten Krieg bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges fort.

Als der Hafen schließlich 1886 eröffnet wurde, wuchs auch die Arbeitersiedlung rasant an, wurde in Le Port umgetauft und politisch eigenständig. Nicht nur Kriegsschiffe legten im neuen Marinehafen an, sondern auch Handelsschiffe, weshalb auch eine Eisenbahnlinie in die Hauptstadt gebaut wurde, auf der bis 1963 Schiffe verkehrten.

Die Tradition als Arbeitersiedlung setzte sich weiter fort, so begründete sich hier die Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert. Heute gilt Le Port als reine Industriestadt, die dem Besucher in ihren Stadtgrenzen nicht viel zu bieten hat.

Dennoch bietet sich Le Port vor allem für aktive Urlauber, die Abwechslung suchen, als Quartier an. Denn direkt vor den Toren der Stadt liegen die traumhaften Badestrände, für welche die Westküste Réunions berühmt ist. Ins Landesinnere hinein erschließt sich die faszinierende Bergwelt der Vulkaninsel. Nachdem auch die Inselhauptstadt Saint-Denis nicht weit entfernt ist, kann der Gast von Le Port auch auch zahlreiche architektonische Highlights aus der Kolonialzeit entdecken.


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